06.2012 – Kola, Ura und Kitza, drei Flüsse der Kolahalbinsel 06.2012 – Kola, Ura and Kitza, three rivers of Kolapeninsula

Dieses Jahr sollte es an den Kitza im Süden der Kolahalbinsel gehen. Mawill und ich hatten uns jedoch entschlossen, ein paar Tage eher anzureisen, um den Kola zu befischen. Unser Guide holte uns pünktlich am Hotel ab und wir kauften Karten für die öffentliche Strecke am Kola in der Nähe der Stadt Shongui. Es war Samstag – und dementsprechend gut besucht war das Flussstück. Der Wasserstand war auf normalem Sommerniveau und so beschlossen wir, mit Schwimmschnur, gezogenem Vorfach und kleinen Fliegen zu starten. Schon beim Auftakeln hörten wir von einigen Fängen und so gingen wir motiviert ans Wasser.

An dem gewählten Flussstück war der Fluss ungefähr 50 m breit. In der Mitte des Flusses war eine Kiesbank, von dieser konnte man die tiefe Rinne auf der anderen Flussseite befischen. Ich ging ein Stück stromauf, Mawill startete unterhalb von mir zu fischen. Ich watete nicht besonders tief und verlängerte meine Würfe nach und nach. Nach bereits 10 Würfen bekam ich einen harten Take auf die fast ausgefischte Cascade Machine. Zuerst dachte ich, es sei ein Grils, ich konnte jedoch schnell feststellen, dass es sich um einen stärkeren Fisch handelte. Der Lachs wollte auf keinen Fall über die flache Kiesbank und nahm einige lange Fluchten stromab. Ich ging mit dem Fisch stromab und konnte ihn letzten Endes über das flache Stück bewegen. Nach einigen Fluchten im flachen Wasser tailte Mawill einen schönen 6 kg Lachs. Der Fisch kam frisch aus dem Meer und war voll mit Meerläusen. Ich hielt den Fisch in der Strömung und wir machten ein paar Bilder, bevor ich den Fisch in die Freiheit entließ. Einen besseren Reiseauftakt hätte es nicht geben können und ich war sehr glücklich über den Fang!

Sven mit frischem Lachs vom Kolariver

Die Locals

Nun wurde erstmal mit den Locals auf den schönen Fisch angestoßen. Mawill und ich fischten die gleiche Flussstrecke noch einige Male. Dies war jedoch nicht so einfach, da die Einheimischen sich nicht bewegten, sondern so lange an der beste Stelle im Pool blieben, bis Fisch vorbeikam. So fischten wir uns um die locals herum und konnten jeder noch einen Take verzeichnen. Die Art der Fischerei war jedoch anstrengend und nicht besonders produktiv.

Aufgrund der vielen stationären Fischer am Kola beschlossen wir, am nächsten Tag den Ura zu befischen. Es war absolutes Badewetter und wir wussten, dass es schwer werden würde etwas zu fangen. Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir den Fluss. Dieser war wunderschön gelegen. Ich habe noch nie so klares Wasser in einem Fluss gesehen! Am Ura darf man nur von einer Flussseite fischen. Dies liegt wohl daran, dass es keine Brücke am Fluss gibt und die Fischereikontrolle nur eine Seite des Flusses kontrollieren kann. Dadurch ist es an einigen Pools leider nicht möglich, die Fliege lange im fängigen Bereich zu fischen.

Wir fischten einige schöne Pools und konnten einige Fische ausmachen. Diese wollten jedoch nicht die Fliege nehmen. Unserem Guide gelang es einen Grils und einen schönen Lachs zu fangen. Diese Fische fing er jedoch von der verbotenen Seite des Flusses. Auch am Ura waren sehr viele Fischer, welche die besten Stellen blockierten und sich nicht stromab bewegten. Wir freuten uns darauf, in den nächsten Tagen unseren eigenen Fluss zu haben und dort ungestört zu fischen.

Kitza 2012 oder Soweit die Füße tragen…

Während Mawill und ich am Ura fischten, traf sich der Rest der Gruppe in Murmansk. Die Gruppe bestand aus Erik, Mads, Piotr und Bengt mit seinen Söhnen Stefan und Magnus. Wir trafen die anderen abends im Hotel und erzählten Ihnen von unseren ersten beiden Tagen in Russland.

Am nächsten Tag ging es um 8 Uhr los Richtung Varzuga. Bis Kandalakscha war es eine sehr ruhige Fahrt, da es am Abend etwas später geworden war. Bis Umba kamen wir schnell voran. Ab Umba wechselte die asphaltierte Straße in eine Schotterpiste und wir brauchten für die letzten 130 km noch einmal 3 Stunden. Pünktlich um 17:00 Uhr erreichten wir den Helikopter, welcher auch schon klar zum Abflug bereit stand. Die Maschinen heulten auf und mit einem unglaublichen Lärm hob der MI-8 Helikopter ab und flog Richtung Kitza. Der Flug dauerte nur 15 Minuten, bot jedoch eine tolle Aussicht über das weiße Meer, die Varzuga und den Kitza.

Anflug aufs Kitza-Camp

Im Camp angekommen, packten wir unsere Sachen aus. Mawill takelte gleich auf und konnte bereits vor dem Abendessen einen Take verzeichnen. Nach dem Essen gab der Camp Manager eine kurze Einweisung. Vor uns war es einer Gruppe Spanier gelungen, in der Woche über 300 Fische zu fangen. Diese konnten jedoch noch mit Jetbooten den Fluss rauf und runter fahren. Da die Boote jedoch Roxtons gehörten, durften wir diese nicht benutzen.

Sven am Kitza

Nach dem Essen hatten alle es einig, ans Wasser zu kommen. Mawill versuchte es am Homepool, Piotr und ich gingen stromauf. Nach ca. 20 Minuten Waldspaziergang kamen wir wieder an den Fluss. Ich fand ein Stück mit vielen Steinen und Struktur im Wasser und versuchte mein Glück. Via Walkie Talkie konnte ich von Mawill bereits die erste Erfolgsmeldung hören, er hatte schon einen Lachs gefangen. Nach ca. 10 Minuten fing auch ich meinen ersten Kitza-Lachs. Ich fing noch 2 weitere Fische bis 3 kg. Piotr fischte unterhalb von mir, hatte jedoch noch keinen Erfolg. Wir tauschten Plätze und auch er konnte 3 Fische landen. Auch von Mawill hörte ich, dass er noch 3 weitere Lachse gefangen hatte. Eine toller Auftakt und das, wo die Woche noch nicht einmal richtig begonnen hatte.

In den nächsten Tagen fischten wir abwechselnd den oberen und unteren Teil des Flusses. Die von uns zu befischende Strecke war circa 15 km lang, mehr als genug Platz für unsere Gruppe von 8 Leuten. Wir konnten jedoch feststellen, dass es in den oberen Teilen des Flusses deutlich mehr Fische gab. Mads und Stefan gelang es hier am ersten Tag

Mawill mit Kitza-Lachs

17 bzw. 14 Lachse zu fangen ein wirklich tolles Ergebnis. An der unteren Flussstrecke taten wir uns deutlich schwerer. Ich hatte 4 Lachse, Mawill hatte Pech und verlor einige Fische und konnte 2 landen.

Am nächsten Tag beschlossen wir stromauf zu fischen und nach ca. 2 Stunden Marsch erreichten wir verschwitzt den Red Rock Pool, wo wir schon von Milliarden hungriger Moskitos erwartet wurden. An diesem Tag drehten Mawill und ich das Ergebnis um und ich verlor einige Fische, während die meisten bei Mawill hängen geblieben waren. Im Green Bank Pool konnte Mawill hintereinander vier Fische landen, ich verlor einen. Auch am Rock Pool fand Mawill die Fische und konnte so 3-4 hintereinander landen. Gegen Ende des Tages gelang es mir, am Red Cliff Pool einen schönen frischen Lachs von 4 kg zu landen. Gleich gefolgt von einem etwas kleineren Exemplar.

Die ersten Tage war das Wetter zu unseren Gunsten: Es war bewölkt und um die 15 Grad. Nur der Wind war leider extrem stark, was das Werfen z.T. schwierig machte. Aufgrund des starken Windes waren unsere Versuche Lachse mit der Einhandrute zu fangen, leider nicht von Erfolg gekrönt. Die Tage vergingen und alle hatten eine tolle Fischerei. Nur die wirklich langen Fußmärsche zu den guten Plätzen stromauf des Camps waren etwas beschwerlich. Die Abende ließen wir mit einem Bier und einem Besuch in der Sauna ausklingen.

Russisches Wasser

In unseren Tagen am Fluss gab es einige Highlights. Mawill und ich hatten einen besonders erfolgreichen Tag. Am Morgen fingen wir jeder nur einen Lachs. Ich fing pünktlich zum Mittag einen zweiten Lachs, welchen wir gleich am Fluss zu Sashimi verarbeiteten: Riverbank Sashimi mit Sojasoße und Wasabi. Kann man sich ein besseres Mittagessen vorstellen? Am Nachmittag fischten wir den Beaver Pool, welcher aus einem sehr großen, langgezogenen Nacken besteht. Ich fischte oberhalb des Nackens, Mawill startete unterhalb des Nackens. Ich fing vier Lachse innerhalb von einer halben Stunde, Mawill gelang es, stromab von mir 6 Fische hintereinander zu fangen. Darunter auch zwei frische Lachse zwischen 4-5 kg. Wir tauschten die Plätze und Mawill gab mir einige Tipps, wie ich die Fliege führen sollte. Innerhalb von 10 Würfen nahm ein Fisch meine Fliege, diesen verlor ich jedoch.

Drill am Kitza

In den letzten Tagen unseres Aufenthalts wurde es deutlich wärmer und es gab keine Wolke am Himmel. Es war wirklich schwer, überhaupt noch an den Fisch zu kommen. Mit kleinen Fliegen gelang es uns, den einen oder anderen Fisch zu fangen, es war aber deutlich schwieriger etwas zu fangen als in den ersten Tagen. Man konnte auch merken, dass es schwieriger wurde, Fische in den bereits befischten Pools zu fangen.

Es war eine wirklich tolle Woche mit toller Stimmung im Camp und guter Fischerei. Insgesamt fing unsere Gruppe über 300 Lachse, was ein super Ergebnis ist. Mads und Stefan fingen beide über 70 Fische die Woche – ein wirklich unglaubliches Ergebnis! Der Rest von uns fing um die 30 Fische die Woche, was auch nicht schlecht ist. Die meisten Fische fingen wir auf 3-4 cm lange Beißfliegen und Copperfields. Mads und Stefan fingen fast alle ihre Fische auf die Pana Rat. Die meisten unserer Fische wogen zwischen 2 und 4 kg. Magnus fing den größten Fisch der Woche mit 7 kg. Leider stiegen nicht sehr viele frische Fische in den Fluss auf und so waren die meisten der gefangenen Fische leicht gefärbt. Mit leichten Zweihandruten der Klasse 7-8 hat es trotzdem großen Spaß gemacht, die kleineren Lachse zu fangen.

Tight Lines,

Sven Hempel