04.06.-15.06.2008 Varzuga – Pana – Kola River 06.04.-06.15.2008 Varzuga – Pana – Kola River

Nach fast einem Jahr Planung und ungeduldigem warten war es endlich soweit. Die Uhr zeigte 4.45 und ich stand am Flughafen Hamburg und hielt nach Jürgen Ausschau. Da ich wie immer zu früh war dauerte es noch ein paar Minuten bis dieser erschien und wir einchecken konnten. Nach einigem hin und her an der Sicherheitskontrolle warteten wir auf unseren Flug nach Kopenhagen. Von dort aus ging es weiter nach Moskau und dann nach Murmansk. Als wir uns ca. eine Stunde vor Murmansk befanden die erste Ernüchterung. Unter uns überall Schnee und Eis. Auf dem Flughafen angekommen, begrüßte der Norden Russlands uns unwirsch mit 5 Grad Lufttemperatur. Nach ca. 45 min. Fahrt erreichten wir unser Hotel in Murmansk.

Wir gönnten uns eine kurze Pause und einen Imbiss. Danach rief Jürgen bei Peter an, unserem Guide für die nächsten zwei Tage .Dieser erschien auch bald und klärte uns über die beiden Flüsse auf an denen wir die nächsten zwei Tage fischen sollten. Den Kolariver und den Ura. Am Kola wurden bereits einige Fische gefangen am Ura sah es wohl noch mau aus. Allerdings sollte das fischen am Ura lediglich ein Testfischen für kommende Touren sein und wir wollten den Fluss wenigstens einmal sehen.

 

Murmansk den 05.06.2008

Am nächsten Morgen ging es früh los. Karten für den Ura am nächsten Tag besorgen. Eine 8 Stundenkarte kostete 48 Euro. Danach ging es zum Kolariver der sich nur ca.20 Minuten von unserem Hotel befand. Der Frühling war zwei Wochen zu spät und kein einziges Blatt hing an den Bäumen. Am Fluss angekommen kauften wir unsere Lizenzen an einem alten Wohnwagen für ganze 17 Euro! Danach der erste Blick auf den Kolariver. Was für ein Fluss! Mit etwa 150 Metern breite und so viel Wasser wie ich es bis dahin nicht bei einem Lachsfluss gesehen hatte. Außerdem war die Fließgeschwindigkeit nicht schnell sondern für meine Begriffe „reißend“. Wie sollen wir da nur an den Fisch kommen? Waten, unmöglich! Doch Peter ermutigte uns mit kurzen würfen die Steine am Ufer abzufischen. Immer wieder sah ich gute Spiegel und Strömungskanten sowie Pockets, die durchaus in der richtigen Geschwindigkeit fischbar waren.

Nachdem wir uns etwa 500 Meter den Fluss herunter gefischt hatten überquerten wir diesen auf einer Eisenbahnbrücke um einen weiteren von Peter angepriesenen „Hotspot“ zu befischen. Schnelles Wasser und schwere Sinkschnüre mit entsprechenden Vorfächern machten das fischen zu echten Arbeit. Nach 5 Stunden entschlossen wir noch schnell einen Spot zu fischen und dann die Heimreise anzutreten. Jürgen stieg als erster in das am Ufer knöcheltiefe Wasser und ich tat es ihm 100 Meter Stromab gleich.

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Mawill drillt am Kolariver

Ein blitzeplanker Fisch nahm die Pataghorva

Ich fischte eine Srömungskante ab an dessen linker Seite sich ein ruhiges Kehrwasser befand. Meine Pathakorva passierte die Strömung und musste schon ins trudeln gekommen sein, als sich merklich die Schnur zwischen meinen Fingern spannte und ich wie aus Reflex die hängende Schlaufe freigab. Ich hob die Rute und es wurde mir schnell klar, dass ich meinen ersten Russischen Lachs am Band hatte. Nach einigen Minuten kamen Jürgen und Peter das Ufer entlang um den Drill zu verfolgen.

Zeitgleich musste ich ständig gegen mein zittern in der Hand und meinen Herzschlag ankämpfen. Ach ja und gegen den Fisch natürlich auch. Nach mehreren Fluchten und Kopfschüttelattacken war es Zeit für die Landung und ich beachte den Fisch auf dem sandigen Grund am Rande des Kehrwassers. Ein beherzter Griff von Peter brachte den Lachs endgültig aus der Gefahrenzone. Große Erleichterung überkam mich da ich bis dato ganz gut im Lachse verlieren aber nicht im Lachse fangen gewesen war.
Da lag er nun vor mir ein blitzblanker, hübscher Fisch von rund vier Kilo.

Gut gelaunt traten wir den Heimweg an um endlich etwas zu essen und den kleinen, aber für mich schönsten Fisch zu feiern.

Murmansk den 06.06.2008

Tags darauf klingelte der Wecker viel zu früh, aber wir konnten es nicht erwarten den Ura zu sehen. Als Gin-clear wurde uns der Fluss vorher beschrieben. Um 6 Uhr hielt Peter auf den Parkplatz unseres Hotels um uns abzuholen. Die Fahrt dauerte etwa 45 Minuten und ging durch wirklich einsames Gebiet. Die letzten 20 Minuten sahen wir keine Menschenseele, nicht mal ein Auto. Angekommen stand uns erst einmal ein kurzer Fußweg über Stock und Stein einen bevor. Der sich aber als absolut als lohnend herausstellen sollte. Ein etwa 50 bis 70 Meter breiter Fluss mit dem klarsten Wasser was ich je gesehen hatte erwartete uns. Peter betonte jedoch: “das ist ja ne Brühe, in zwei Wochen wird es um einiges klarer sein“. Als erstes befischten wir einen Nacken auf dem zwei Steine lagen, dazwischen schien das Wasser um die 2,5 Meter tief zu sein. Nach ein paar Minuten schon bekam ich den ersten zögerlichen Kontakt, hatte aber keine Chance diesen zu verwerten. Jürgen und unserem Guide ging es genauso. Wir entschlossen uns den Nacken ruhen zu lassen und ein Stück stromab zu gehen. Nach einigen Stunden ohne nennenswerte Vorkommnisse beschlossen wir dem Nacken noch einmal eine Chance zu geben.

Ich band eine schwarze Tubenfliege mit rainbowflash in etwa 5 cm Länge an. Es dauerte nicht lange und ich bekam den erhofften biss. Allerdings so zögerlich das ich nach dem freigeben der Schlaufe noch meinen Arm in Richtung des Fisches ausstrecken musste um sicher zu gehen das dieser die Fliege genommen hatte. Nach dem anhebender Rute merkte ich sofort dass es sich um einen größeren Fisch handelte. Die 14 ft. 9/10# Stinger war bis zum Handteil gebogen. Der Fisch zog sofort in die Tiefe und blieb dort erstmal kräftig mit dem Kopf schlagend stehen. Ich wechselte meine Position am Ufer und begann zu versuchen den Fisch unter Kontrolle zu bringen. Was mir nach einiger Zeit auch annähernd gelang, wie ich dachte. Dann schoss der Fisch auf einen im Uferwasser liegenden Stein zu und ich hatte alle mühe ihn davon abzuhalten das Vorfach durch zu scheuern. Als dies geschafft war ging ich ein paar Schritte zurück und…zack!! Weg war er. Resignation machte sich breit.
Naja, zwei Fische in zwei Tagen gehakt, einen gelandet. Schon kein schlechtes Ergebnis da dies erst der Anfang der Saison ist dachte ich mir. Jürgen und ich schworen uns noch einmal an den Ura zurückzukehren. Außerdem ging die eigentliche Tour ja erst Morgen los.

An diesem Abend trafen wir in unserem Hotel auf Giovanni aus Italien und Morten aus Dänemark, die mit uns die Varzuga fischen würden. Uwe und Peter aus der Schweiz sollten von uns am Flughafen eingesammelt werden und von dort aus ginge es dann direkt mit einem Busshuttle nach Umba, wo der Helikopter uns an den Upper Varzuga Beat fliegen würde. But that´s Russia. Uwe und Peters Flug verspätete sich um vier Stunden.

 

Umba den 07.06.2008

Der Busshuttle brauchte 7 Stunden statt 5 nach Umba und wir verpassten unseren Helikopter. Super!!! Wir wurden in einen alten Lkw mit sechs riesigen Reifen verfrachtet. Bei dieser Gelegenheit lernten wir unsere russischen Begleiter für diesen Trip kennen, Andrej und Kostja.

Aber jetzt ging der Spaß erst richtig los. Uns stand eine siebenstündige fahrt in diesem „Ding“ bevor. Allerdings nicht über Straßen sondern eine art Piste die offenbar noch aus dem zweiten Weltkrieg stammte und eigentlich für Panzer gedacht war. Vorerst wurden wir in einem Zwischencamp mit Borscht und etwas zu trinken verköstigt bevor uns der Heli dann an die Varzuga bringen sollte. Der kam allerdings nicht und so ging es lustig weiter. Noch einmal eineinhalb Stunden über Stock und Stein bis wir am Panariver angelangt waren. Von diesem Camp aus Sollten wir am Morgen des nächsten Tages nun endlich an die Varzuga geflogen werden.

08.06.2008

Auch dieser Termin wurde schnell wieder verworfen und wir gingen am Morgen erst einmal am Pana Fischen. Nach ca. zwei Stunden bekam ich im Homepool einen biss auf cascade Shrimp und konnte diesen verwerten. Ich drillte den etwa 3 Kilo schweren Fisch doch am ende gewann dieser kurz vor der Landung. Jetzt stand es 1:2 für Russland.
Am Nachmittag ließen Jürgen und ich uns mit einem Boot über den Fluss bringen. Wir fischten uns eine gute Strecke stromab. Jürgen wies mich auf eine Insel hin zu der man, wenn man den Weg kannte waten könne. Auf der anderen Seite angekommen ging Jürgen erst mal baden und ließ mir darauf hin den Vortritt. Zwischen der Insel und dem stromab linken Ufer ging eine schnelle Strömung und ich fischte gewissenhaft alle Würfe bis dicht ans Ufer aus. Am Ende der Insel wollte ich noch einen „finalen“ Wurf machen. Ich strippte in schnellen Zügen ein und hob die Rute zum Rückschwung. Plötzlich explodierte das Wasser und ein Lachs sprang etwa 3 Meter quer durch die Luft. Dabei landete er auf der anderen Seite der Insel und zog den Schußkopf durch einen dort stehenden Busch. Ich konterte indem ich Die Rute nach links winkelte und der Fisch kam zurück. Dabei befreie sich Gott sei dank der Schußkopf .Nun begann ein spannender Drill in schnellem Wasser. Der Fisch nahm nie mehr als 20 Meter Schnur verteidigte diese aber aufs äußerste. Ständig Steuerte er mit seinen Brustflossen gen Grund. Da zwischen Insel und Ufer nicht viel Platz für lange Fluchten war. Als der Fisch ermüdet war gelang mir beim zweiten versuch der Griff zur Schwanzwurzel und hielt einen schönen ca. 5 Kilo schweren Fisch in den Armen.

Vorsichtig wurde der Haken entfernt und der Fisch zurückgesetzt. Danach ging es zurück ins Camp.

Panacamp den 09.06.2008

Der nächste Tag verlief ohne größere Vorkommnisse da wir auf den Helikopter warteten und uns daher nicht weit vom Camp entfernen konnten. Am Abend berieten wir uns darüber ob es überhaupt noch Sinn mache weiter zu Fliegen. Und plötzlich kam er! Ein Geräusch das stetig zu nahm und immer lauter wurde riss Morten und mich aus einem Gespräch. Der Heli drehte eine Runde über dem Camp und landete unter ohrenbetäubendem Lärm am Ufer des Panas.

Helicopter is coming

Schnell wurde alles verstaut und wir nahmen in Watkleidung im Helikopter platz. Neben uns lagen unter andrem Kettensägen, ein Bootsmotor, ein Boot, Tische, Bänke, Zelte und natürlich Nahrung für alle Mitreisenden. Zu trinken war auch an Bord. Der Start und der Flug verliefen in ruhiger gleichmäßig wackelnder Monotonie. Nach etwa 15 Minuten Flugzeit landeten wir an der „Junction“ von upper Varzuga und Joiza. Wir hatten also ca. 60 Kilometer zurückgelegt. Wir brauchten etwa 2 Stunden um alle Ausrüstungs- Gegenstände vom Landepunkt zum eigentlichen Camp zu bringen. Da ich schon von Heli einige gute Pools an der Joiza sehen konnte entschlossen Jürgen und ich uns noch ein paar Würfe zu machen.

 

10.06.2008

Es war inzwischen etwa ein Uhr nachts.

Wir gingen vom Camp etwa 250 Meter Stromauf und fischten uns Pool für Pool nach unten. Nach zwanzig Minuten, in einem der unteren Pools angekommen, Strippte ich gerade die restliche Schnur ein um zum werfen als ein Fisch mir fast die Rute aus der Hand riss. Schnell die Leine einkurbeln und versuchen den Fisch aus der nahen Rausche zu halten. Immer wieder ging der Lachs in die Tiefe und versuchte sich an großen Steinen auf dem Grund zu verstecken. Ohne Erfolg. Greifen, den Haken lösen, Fotos Machen und zurücksetzen. Das fing ja gut an dachte ich bei mir. Zwanzig Minuten für einen Lachs!

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Jürgen im Drill

Varzuga-Lachs

Mawill mit Lachs

Jürgen ging zurück ins Camp und ich startete wieder am oberen Ende des Pools. Gleiche Stelle ,gleiche Fliege und zack. Schon wieder hing ein Lachs und dieser schien ü 5 zu sein. Leider hatte dieser Fisch ein paar mehr Tricks drauf als der letzte und nach einigen Minuten verabschiedete sich mein Vorfach an einem Stein. Trotzdem ein guter Start an einem Fluss der ja nur ein kleiner Seitenarm des eigentlichen Zieles war.

11.06.2008

Ich wachte etwas später als die anderen auf und begab mich zum Frühstück wo alle anderen schon saßen. Alle bis auf Jürgen. Dieser erschien nach einigen Minuten und hatte doch tatsächlich einen Lachs in der Hand. Die Frage nach dem Pool erübrigte sich.
Am Morgen teilten wir uns in Zweierteams auf. Jedes Team sollte ein anderes Teilstück des Flusses befischen.

Tight Lines,

Mawill